Transformation ist das gegenwärtige Zauberwort. Allgemein wird darunter hauptsächlich die technologische, digitale Transformation der Arbeitswelt verstanden. Um diese Veränderung zu erreichen und zu gestalten ist zwangsläufig auch eine persönliche Transformation notwendig. Was bedeutet das für jeden Einzelnen?

Persönliche Transformation

Betrachten wir zum Beispiel den Professor, mit seiner grundständigen Standardvorlesung, die er – regelmäßig aktualisiert – schon seit mehr als einem Jahrzehnt hält. Vielleicht stellt er inzwischen fest, seine Studierenden weniger ihm zuhören als vielmehr im Web, auch durchaus fachlich, unterwegs sind. Lernen im Wandel. Wie reagiert der Professor auf das neue Lernverhalten? Nehmen wir an dieser Professor hat seinen Schwerpunkt im Maschinenbau. Neuerdings wird er feststellen, dass Maschinenbau und Informatik immer mehr zusammen wachsen – Thema Industrie 4.0. Wenn ihn also auch in Zukunft seine Berufung weiterhin glücklich machen soll, darf er sich sowohl methodisch didaktisch als auch inhaltlich persönlich verändern. Diese Veränderung ist in vielen Bereichen ein Paradigmenwechsel und damit eine große persönliche Herausforderung. Und eines ist klar, dieser Paradigmenwechsel kann oft ein langwieriger Prozess sein.

Loslassen und Überleben

Karl Weick, emeritierter Professor für Organisationspsychologie an der University of Michigan hat vor vielen Jahren die Häufung von Todesfällen bei Feuerwehrmännern im Einsatz bei großen Waldbränden untersucht. Dabei kam er zu dem Schluss, dass viele der Männer starben, weil sie selbst vom Feuer gejagt, nicht ihre schwere Ausrüstung, Schutzmäntel und andere Gerätschaften ablegen wollten, um schneller zu fliehen. Ihr Handwerkszeug gehörte so zu ihrer Identität als Feuerwehrmann, dass sie es nicht verlieren wollten. Stattdessen verloren sie ihr Leben, weil sie nicht agil und schnell genug waren.  Diese Allegorie verdeutlicht schön, dass jeder persönlich in transformativen Zeiten vieles von dem scheinbar unverzichtbaren Alten loslassen muss, um neue Energie und Beweglichkeit zu bekommen. Übertragen auf die Ebene der Unternehmen bedeutet dies: Loslassen, was sich bewährt und ihnen Sicherheit gegeben hat: Geschäftsmodelle,  Prozesse, alte Technologien, Logistik, Führungsstile, Personalentwicklung und vieles mehr.

Vernetztes Denken – die Schlüsselkompetenz der Zukunft

Fähigkeiten wie Eigeninitiative und vernetztes Denken rücken immer stärker in den Fokus jedes einzelnen. Vernetztes Denken ist einer Untersuchung der Boston Consulting Group nach die wichtigste Schlüsselkompetenz der Zukunft. Vereinfacht beschrieben, ist vernetztes Denken die Fähigkeit das Zusammenspiel aller beteiligten Faktoren in einem System oder Prozess erkennen und analysieren zu können. Mit zunehmender Komplexität in allen Bereichen unseres Lebens, die alle samt miteinander in Wechselwirkung stehen, steigt die Anforderung, die Zusammenhänge zu erkennen und richtig einschätzen zu können. Großprojekte, wie zum Beispiel der Berliner Flughafen oder Stuttgart 21 scheitern daran, dass eben nicht alle Zusammenhänge erkannt bzw. richtig eingeschätzt wurden. Vernetztes Denken muss in solchen Fällen Ursache- und Wirkungszusammenhänge, von der Politik und Gesellschaft, über die Technologie und Wissenschaft bis hin zu Wirtschaft und Umwelt, auf allen Ebenen erkennen und angemessen einschätzen, um erfolgreich agieren zu können. Für jeden persönlich Beteiligten besteht zu erst die Herausforderung, vernetztes Denken zu zulassen und anzuwenden, also die persönliche Transformation verbunden mit Akzeptanz. Helfen kann dabei zum Beispiel die Visualisierung durch Mind- oder Conceptmaps, Ursache-Wirkungsdiagramme oder diverse Softwaretools, wie z.B. der iMODELER.

Wenn das Mindset jedes Einzelnen auf vernetztes Denken eingestellt ist, dann können die neuen Ansätze von Design Thinking oder Network Thinking ihr volles Potenzial entfalten. Ulrich Weinberg von der School of Design Thinking am Hasso-Plattner-Institut in Potsdam erläutert diesen Ansatz im Folgenden ganz in Kürze.

Quellen

BCG, The Boston Consulting Group, Die Zukunft bilden. Eine gemeinsame Aufgabe für Schule und Wirtschaft, (2002)

Video U. Weinberg, Network Thinking. Was kommt nach dem Brockhaus-Denken?, Murmann Verlag, (2015)